Die Normseite ist eine Art Richtwert, um den Arbeitsaufwand an einem Manuskripts bzw. dessen Umfang besser einschätzen zu können. Eine Normseite hat, wenn Sie komplett gefüllt ist, 30 Zeilen à 60 Anschläge, also 1800 Zeichen inklusive Leerzeichen. Aber natürlich enthalten Seiten Dialoge, Absätze und Umbrüche, sodass die meisten Seiten nur etwa 1500-1600 Zeichen haben.

Der zweite Aspekt, der für Normseiten spricht: Lektorinnen und Lektoren sowie Agentinnen und Agenten sind Vielleser. Lesen ist ihr Beruf. Ein Text hat immer auch eine optische Wirkung, eine konkrete materielle Repräsentation. Man spricht auch vom „Grauwert“ einer Seite. Stellen Sie sich einen müden Lektor/Lektorin vor, der/die nach einem langen Tag am Abend noch Texte prüft und ein Manuskript in den Händen hält, dessen Grauwert gegen schwarz tendiert, also Schriftgröße 8, kaum Rand links und rechts, Zeilenabstand einfach (1,0). Ein solcher Text steht, nicht nur abends, wie eine Wand vor einem. Ein befreundeter Lektor meinte mal zu mir: „Da fange ich morgens oben links an zu lesen und komme abends unten rechts an.“ Es versteht sich von selbst, dass eine solche Wand wenig einladend wirkt. Formatieren Sie Ihr Manuskript also luftig, sodass man sich gut darin orientieren kann. Seien Sie im Zweifel lieber etwas großzügiger, also:

  • Mindestens Schriftgröße 12, eher 13, breite Ränder (min. 3 cm), und mindestens Zeilenabstand 1,5, eher 2,0
  • Circa 1600–1800 Zeichen pro Seite (inkl. Leerzeichen). An die Information über die Zeichenzahl kommen Sie folgendermaßen: Markieren Sie den Text auf einer Seite, klicken Sie auf „Extras“, „Wörter zählen“. Alternativ: Markieren Sie den gesamten Text Ihres Dokuments („Bearbeiten“, „Alles markieren“), klicken Sie auf „Wörter zählen“ und teilen Sie die Gesamtzahl der Zeichen durch 1800. So kommen Sie auf die ungefähre Anzahl der Normseiten.
  • Keine Zeilen- oder Spaltennummern, die irritieren nur. Es sei denn, es wird vom Lektor ausdrücklich gewünscht, etwa für eine spezielle Arbeitssituation.
  • Vergessen Sie nicht die Seitenzahlen! Spätestens wenn man das Manuskript ausdruckt und es einem mal runterfällt, ist man als Leser/Leserin hoffnungslos verloren.
  • Es dient der Orientierung, wenn auf jeder Seite in der Kopf- oder Fußzeile unauffällig Ihr Name und der Titel des Manuskripts steht, so findet man auch nach einer Lesepause rasch wieder ins Manuskript.


Nebenbei hat eine luftigere Formatierung einen psychologischen Effekt: Wenn weniger auf einer Seite steht, muss man schneller umblättern, es erhöht sich die Blättergeschwindigkeit. Man hat also schon, rein von der Handhabung, das Gefühl, einen Pageturner vor sich zu haben. Wenn ich für eine Seite fünf Minuten brauche, stellt sich rasch das rein körperliche Gefühl von Bewegungslosigkeit ein. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn auch der Inhalt entsprechend lesbar ist, und wenn das Manuskript auf dem E-Reader geprüft wird, treten solche Formatierungsfragen eher in den Hintergrund.

Die gute Nachricht lautet also: Keine Lektorin/Lektor oder Agentin/Agent wird ein Manuskript nicht lesen, weil es nicht in Normseiten formatiert ist. Die Normseite ist eher eine Richtgröße für den Umfang von Büchern oder die Bezahlung von freien Lektorinnen und Lektoren oder Übersetzerinnen und Übersetzern. Niemand prüft nach, ob Ihr Manuskript tatsächlich in Normseiten formatiert ist; wichtig ist einfach ein luftiges, eher lockeres Seitenbild mit breiten Rändern und großzügigem Zeilenabstand.

Formatvolagen und weitere Informationen zur Normseite finden Sie hier:
www.literaturcafe.de/normseite-dokumentvorlage-download/

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