Neu in Hamburg: Die Literaturagentur Langenbuch & Weiß


Kristina Langenbuch und Gesa Weiß gründeten im Dezember 2014 die Langenbuch & Weiß Literaturagentur. Im Gespräch mit der Textmanufaktur erzählen sie von Erfolgserlebnissen, E-Books und dem Nutzen detaillierter Feedbacks.   

Frau Langenbuch, Frau Weiß, Sie haben die ersten sechs Monate überstanden, erste Projekte ein- und schon wieder verkauft. Was waren und sind für Sie die größten Herausforderungen der Anfangszeit?
Kristina Langenbuch:
Zuerst mussten wir natürlich Autoren finden, die wir vertreten können. Einiges hat sich über Kontakte ergeben, wir haben aber auch aktiv Autoren angesprochen. Dann kamen sehr schnell auch viele Manuskripte von Autoren. Inzwischen haben wir 14 Autoren unter Vertrag. Und wir hoffen natürlich, dass noch einige dazu kommen.

Als Agentur suchen Sie für das Manuskript eines Autors den passenden Verlag. Wie viel Arbeit stecken Sie in ein Projekt, bevor Sie es vermitteln?
Gesa Weiß:
Das ist sehr unterschiedlich. Wir geben auf jeden Fall ein detailliertes Feedback, wo wir noch Schwächen sehen. Dann überarbeitet der Autor den Text. Anschließend machen wir in der Regel ein Vorlektorat. Bei strittigen Punkten im Text halten wir uns eher zurück. Denn vielleicht gefällt dem Verlagslektor ja gerade das, was wir hier verändern würden.

Kristina Langenbuch:
Wenn wir den Text einem Verlag anbieten, soll er sprachlich fertig sein. Durch die intensive Textarbeit merken wir auch schon früh, wie die Zusammenarbeit mit dem Autor läuft und können diese Erfahrungen an den Verlagslektor weitergeben. Schließlich wünscht sich jeder Verlag Autoren, mit denen er gut arbeiten kann.  

Kommt es vor, dass Sie Autoren annehmen, obwohl noch sehr viel Vorarbeit nötig ist, bevor Sie das Projekt einem Verlag anbieten können?
Gesa Weiß:
Es kommt schon vor, dass wir Texte ganz toll finden, wir aber noch viel Arbeit hineinstecken müssten. Dann wägen wir ab: Lohnt sich das? Rechtfertigt die tolle Idee den Aufwand?

Kristina Langenbuch.
Auch wenn wir den Text nicht annehmen, bekommt der Autor von uns ein Feedback: Wo sehen wir noch Verbesserungsmöglichkeiten und was funktioniert in unseren Augen noch nicht so gut? Der Autor kann sich dann mit einem überarbeiteten Text – oder auch einem ganz anderen Projekt – gern wieder bei uns melden.

Sie geben also jedem Autor ein Feedback?
Gesa Weiß:
Ja, bisher machen wir das noch – und wir hoffen, dass wir es auch weiterhin schaffen. Wir erfahren immer wieder, wie hilfreich das für die Autoren ist. Viele schreiben uns zurück und bedanken sich. – Und ein detailliertes Feedback kann auch uns helfen.  

Wie profitieren Sie denn davon?
Kristina Langenbuch:
Es gibt ja durchaus Texte, die wir interessant finden, aber wo etwas noch nicht ganz passt. Das hatten wir erst kürzlich mit einem Projekt für den Unterhaltungsbereich. Schon bei der ersten Fassung waren wir der Ansicht, dass die Autorin sehr gut schreibt. Die Figuren hatten aber noch einige Schwächen. Auf der Basis unseres Feedbacks hat die Autorin den Text noch einmal überarbeitet. Nun ist er wirklich toll geworden und das freut uns natürlich sehr. Wenn wir merken, dass das Feedback ankommt und umgesetzt wird, ist das auch für uns ein Erfolgserlebnis.
 
Immer öfter bieten Literaturagenturen neben ihrer Vermittlungstätigkeit auch Dienstleistungen wie Lektorat oder Begutachtung gegen Bezahlung an. Auch Sie haben das in Ihrem Portfolio. – Kollidiert das nicht mit der Unabhängigkeit eines Agenten, der auf Provisionsbasis arbeitet?
Gesa Weiß:
Dienstleistungen, wie Lektorat, sind bei uns komplett von der Agententätigkeit getrennt. Für Verlage, aber auch für Selfpublisher, bieten wir ein Lektorat als reine Dienstleistung an. Bei Autoren, die wir als Agentur vertreten, sieht das anders aus. Die Textarbeit, die wir für und mit diesen Autoren machen, ist durch die Agentenprovision abgedeckt, die dann hoffentlich irgendwann fließt (lacht).  

Was meinen Sie: Wie wird sich die Arbeit von Literaturagenturen in den kommenden Jahren verändern?
Kristina Langenbuch:
Manchmal werden wir gefragt, ob wir ein Verlag sind. – Vielleicht weil es in den USA inzwischen Agenturen gibt, die eigene E-Book-Programme herausbringen, zum Beispiel mit kürzeren Texten ihrer Autoren, die sich nicht in einem Verlag unterbringen lassen. Natürlich sind wir kein Verlag. Aber bestimmte Texte als E-Books zu publizieren, scheint mir für eine Agentur ein naheliegender Schritt zu sein. Schließlich vertritt man den Autor, weil man von seinen Texten überzeugt ist und sie für lesenswert hält.
Insgesamt stellen Agenturen sich zunehmend breiter auf. Viele bieten zum Beispiel schon heute Pressearbeit oder Marketing an – für Autoren, die sie vertreten, aber auch als externe Dienstleistung. Diese Tendenz könnte sich verstärken.  

Gesa Weiß:
Was Pressearbeit und Marketing angeht, sind viele Autoren vielleicht auch anspruchsvoller geworden. Denn durch Social Media gibt es die Möglichkeit, einiges zu bewegen, ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen – erfolgreiche Selfpublisher machen es vor. Viele Autoren wünschen sich in diesem Bereich Unterstützung, die ein Verlag nicht für jedes Buch leisten kann. An dieser Stelle können Agenturen hilfreich sein, sowohl für Autoren als auch für Verlage.

www.langenbuch-weiss.de
 

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